24. Spieltag: SV Meppen - FC Energie Cottbus

Die Art und Weise von Wollitz im IV war natürlich wieder unter aller Kanone, grundsätzlich lag er aber mMn nicht so verkehrt - von der Spielkontrolle hatten wir doch prinzipiell alles im Griff; selbst nach dem 0:2 und besonders auch in den starken 15min nach der Pause. Mehr Ballbesitzphasen, teilweise gefällige Kombinationen ohne jetzt die Masse an Torchancen zu kreieren und große Durchschlagskraft (fehlende Dynamik und Eingespieltheit) zu erzeugen, aber da gab es diese Serie schon viele spielerisch grausamere Auftritte definitiv.

Was Wollitz und dem Team aktuell extrem auf die Füße fällt, sind mMn zwei Dinge:
a) die Spielweise und daraus resultierende Kaderpolitik.
Die Verpflichtung von Gjasula und Rückkehr von de Freitas haben die spielerische Qualität im MF gehoben, das ist unverkennbar. Dennoch ist die Frage, ob der favorisierte Spielstil (kurz und flach) in Liga 3 der erfolgsversprechendste ist. Viele Trainer bezeichnen doch die Spielklasse als Umschaltliga. Aufgrund eben jenes Flachpassspiels und dem 3. Liga-Level der Spieler passieren häufiger Fehler im Spielaufbau und -weiterleitung, worin Meppens 2:0 und 3:0 mündeten. Vllt wäre doch öfter mal lang und weit als sicherere Variante sinnvoll? Da vorne ein großer Stürmer fehlt, ist dies natürlich weniger angebracht, was dann aber auf verfehlte Kaderpolitik zurückzuführen ist.

Wenn wir einmal am Punkt Größe und Robustheit sind, wie viele Standards hatten wir heute, die ins Nichts gingen? Früher waren da Stein, Kruse und Weidlich, die immer wieder für ein Tor oder Vorlage gut waren. Diese Spieler fehlen total und wurden auch nicht im Winter geholt (Müller fehlt die Brachialität, Gjasula schießt die Standards, Weidlich war verletzt). Und im MF agierten wir heute und gegen Würzburg oft zu behäbig; aktuell haben wir zu viele Ballkünstler, die fußballerisch gewandt sind und offensiv denken, aber weniger zum Spielstil Liga 3 passen und denen die absolute Dynamik fehlt (Gjasula, de Freitas, Zimmer war auch so einer).

b) das fehlende Vertrauen.
Warum lobt Wollitz Schneider über den grünen Klee, setzt ihn dann heute aber nicht ein und wechselt zu aller Höhe stattdessen die Alternative Knechtel zur Pause wieder aus?
Weshalb spielt Schlüter schon wieder und das auf ungewohnter Position auch vollkommen wirkungslos.
Wieso gibt es offenbar keine klare Teamstruktur und Verlautbarung eines offiziellen Kapitäns und Spielerrates? Heute lief Rangelov als Kapitän auf, warum erst jetzt die Entscheidung und Schlüter mit diesem Mandat in den letzten beiden Partien? Spricht weder für Schlüter noch Rangelov als Idealmann, sonst hätte er Mitko direkt vor drei Wochen zum Spielführer ernennen können. Btw. sollte ein Kapitän auch möglich immer von Anfang an spielen. Rangelov saß oft draußen zuletzt.

Bezeichnend auch Wollitz Kritik und Unzufriedenheit an wiederkehrenden Fehlern einzelner Spieler (auch öffentlich, heute Mamba wieder). Irgendwann schaltet man da als Spieler auch auf stumm. Oder hat Versagensangst und wird fahrig (Spahic, Schlüter, Matuwila). Diese blinde, verschworene Gemeinschaft, dieses Urvertrauen, der Teamgeist, die funktionierende Hierarchie der A-Elf hat sich vollkommen aufgelöst und abgenutzt im Laufe der Hinrunde. Wer war denn heute von der Aufstiegsmannschaft noch auf dem Platz?
Teils ist das unverschuldet durch Verletzungen, teils bedingt durch Wollitz polternde Art und verfehlte Kaderpolitik. Wenn bald alle wieder fit sind, wie viele Spieler trainieren dann zusammen? 30? Warum schafft es Wollitz nicht klipp und klar zu sagen, dass es für einige Liga 3 das Limit erreicht ist und sie gehen müssen (Baude, Graudenz, Startsev, Gehrmann)? Ist er diesen B-Spielern wiederum zu menschlich und dankbar für Geleistetes? Das ist ein wild zusammengewürfelter, nein geflickter Haufen, die nicht diese Überzeugung wie eben Meppen ausstrahlen, unbedingt in der Liga bleiben zu wollen - ohne jemandem das Bemühen abzusprechen, das stimmte gegen Würzburg und auch heute. Es harmoniert einfach nicht zusammen, was auch die ständigen Personal- und Systemrochaden zeigen.

Ich sage: Wollitz hat sich als Trainer, Mensch und sportl. und strateg. Führungskraft abgenutzt - das passiert im Profifußball häufig und ist nach drei Jahren (weit überdurchschnittl. Amtszeit als Coach) auch keine Weltneuheit. Die Frage ist nur, ob man akut einen besseren Coach finden würde und ob dieser der Mannschaft eine andere Spielweise vermitteln könnte? Ich habe da meine Zweifel obgleich des Spielermaterials... Wollitz wird jedenfalls seinen Spielstil nicht umstellen, das zeigten seine Aussagen heute mehr als deutlich.
This contribution was last edited by Energievoll on Feb 16, 2019 at 6:40 PM hours