Spieltag: RasenBallsport Leipzig - Fortuna Düsseldorf

Meine Damen und Herren, liebe Taurin-Liebhaber,

Herzlich Willkommen im Spieltags-Thread anlässlich des 25. Spieltags der zweiten Fußball-Bundesliga, genauer gesagt anlässlich des Auswärtsspiels unserer Fortuna am Montag, dem 16.03.2015, bei RasenBallsport Leipzig.

Endlich ist auch unsere Fortuna an der Reihe, beim sympathischen Ostklub vorstellig zu werden. Die packende und lange Geschichte von RasenBallsport Leipzig e.V. hier in ein paar Zeilen:

Der österreichische Kleinunternehmer Dietrich M. hat einen Traum: Menschen denen Profifußball in den letzten Jahren nur im Fernsehen und nicht im Stadion geläufig waren, Profifußball zu geben. Um diese barmherzigen Ziele zu erreichen hat Dietrich M. ein paar Euro aus seinem kleinen Limonaden-Unternehmen abzugeben.
2006 wollen Dietrich M. und sein Unternehmen den FC Sachsen Leipzig übernehmen. Doch irgendso ein Verband namens DFB hat da anscheinend was gegen, dass ein Unternehmer einen Verein nach seinen Vorstellungen in einer vom DFB unterstellten Liga etablieren will. Und achja, die Fans des Verein wollen ihren Namen und ihre Identität ebenfalls nicht gegen einen neuen Namen und guten Fußball tauschen. Shame on you, Sachsen Leipzig Fans!
Doch Dietrich M. ist nicht doof. Wieso sollte man sich denn mit dem DFB rumschlagen, wenn man sich mit dem deutlich wohlgesonneren NOFV auseinandersetzen kann? Und so wird der SSV Markranstädt bzw. sein Startrecht in der Oberliga (5. Liga) übernommen und der Verein RasenBallsport Leipzig e.V. am 19. Mai 2009 gegründet.
Einen Verein hat Dietrich M. also schonmal, fehlt nur noch der erfolgreiche Fußball, der nun mit einem langen und schwierigen Leidensweg verbunden ist: sensationell und absolut überraschend bei dem kleinen Etat gelingt direkt in der Premierensaison der Aufstieg in die Regionalliga Nord! Das hat noch kein Verein vor RB Leipzig geschafft, in seinem Gründungsjahr direkt in die vierthöchste Spielklasse aufzusteigen.
Allerdings sollten nur drei Jahre der Erfolglosigkeit kommen, in denen man zwar 2011 und 2013 den Sachsenpokal holen kann und einmal am DFB-Pokal teilnimmt, wo man den VfL Wolfsburg in der ersten Runde schlägt, aber zwei mal wird der Aufstieg in die dritte Liga, der ersten deutschen Profiliga, nur knapp verpasst. Den langjährigen Fans ist dies kein Dorn im Auge, sie bleiben ihrer Liebe treu.
Und ja, Treue lohnt sich auch bei RB leipzig! Im Jahre 2014 kann Dietrich M. mit seinem seit Juni 2012 für den Standort Leipzig zuständigen Sportdirektor Ralf Rangnick den Aufstieg seiner Marke... äh, seines Vereins in die 2. Bundesliga feiern.
Doch oh Schreck, hier hat nicht mehr NOFV das Sagen, sondern wieder dieser korrupte DFB. Eine Abänderung des Logos, das vorher schon nur die Verbindung zu Dietrich M.'s Firma ganz, ganz leicht angedeutet hat, sowie die Erleichterung des Mitglied werdens sind Forderungen des DFB, um an die Lizenz zu kommen. Frechheit! Mitbestimmung durch irgendwelche Fans ist allgemein überbewertet, aber gut. Und nachdem das Logo einer kompletten Änderung unterzogen wurde und man Fans für kleines Geld (70€ bis 1000€) Mitglied werden lässt, die zwar mal die Mannschaft treffen dürfen, ansonsten aber nicht viel zu melden haben, kriegt man vom DFB die Lizenz.
Und um den treuen Fans nicht lange die 2. Liga zumuten zu müssen, wird das über die Jahre hart erwirtschaftete Geld natürlich sofort in neue Transfers gesteckt: Gerade einmal ca. 22 Millionen € investiert der Klub in neue Spieler, Top-Transfer Omer Damari kam im Winter für gerade einmal sieben Millionen, Peanuts für einen Zweitliga-Klub.
Doch irgendwie hakt das Getriebe etwas, sodass man den Aufstiegs-Trainer Alexander Zorniger rauswirft und Achim Beierlorzer übernimmt. Als Nachfolger in der neuen Saison stehen zum Beispiel Thomas Tuchel auf der Liste von Ralf Rangnick.
Doch auch unter Beierlorzer hakt es, ein Sieg (3:2 gegen Union Berlin, Retortklub aus Köpenick) aus den letzten sieben Spielen klingen nicht wirklich nach Aufstieg. Mit etwas Glück macht der gutherzige Mäzen aber für einen möglichen Aufstieg nochmal was locker.
Leider Gottes wird man wohl am Montag mit diesen 11 etwas schwächeren Spielern auflaufen müssen:

_________________________Coltorti_________________________

Teigl__________Klostermann_______Rodnei______________Jung

_________________________Demme_________________________

___________Kimmich____________________Kaiser_____________

_________________________Forsberg________________________

___________Damari____________________Poulsen_____________

Verzichten muss man in der Stammelf z.B. auf Innenverteidiger Marvin Compper.

In vielen Duellen zwischen unserer Fortuna und RB Leipzig gab es bisher 0 Siege für uns, 0 Siege für Leipzig und ein Remis, was gleichzeitig das Ergebnis des Aufeinandertreffens in der Hinrunde ist. 2:2 ging dieses Spiel aus, für Leipzig traf zwei mal Teigl.

Reden wir nun noch etwas über unseren Verein.
Ja, Fortuna, quo vadis? Nach der Beurlaubung von Oliver Reck übernahm der Trainer der Zwoten, Taskin Aksoy. Aus zwei Spielen vier Punkte, 2:1 in Heidemheim und 2:2 gegen Bochum, ist für einen neuen Trainer kein schlechter Einstieg, vor allem wenn man bedenkt, dass sich Aksoy seiner Zukunft als Trainer der ersten Mannschaft nicht sicher sein kann. Namen wie Karsten Neitzel, Horst Steffen oder Rolf Schafstall sind heiße Kandidaten als Nachfolger von Reck/Aksoy.
Während es zu Hause entgegen unserer Vergangenheit in dieser Saison oftmals nicht sonderlich gut für uns aussieht, sind wir diese Saison so etwas wie eine Auswärtsmacht: sechs Siege, vier Remis und nur zwei Niederlagen und somit Platz 2 in der Auswärtstabelle ist eine sehr, sehr gute Bilanz, die man mit einem Auswärtssieg am Montag noch einmal verbessern könnte.
Ein weiteres Thema, das neben dem Trainer aktuell die Fortuna umhängt, ist das Thema des Aufstiegs. Während auch am letzten Wochenende die Konkurrenten wieder für Fortuna gespielt haben, spielte Fortuna natürlich nicht für sich selbst. Allerdings wäre ein Aufstieg in dieser Saison nicht gut. Wie schon geschrieben sollte man sich keine schwammigen Ziele wie "irgendwas um den sechsten Platz und um den Aufstieg so halb doch nicht vielleicht mal wenig ein bisschen so halb mitspielen" setzen, sondern einfach klar sagen, dass man hoch will. Wenn man den hoch will. Bundesliga-Format haben zwar unter anderem Pohjanpalo, Benschop, Tah, Pinto und mit Abstrichen auch mal Schmitz bewiesen, von diesen Spielern sind allerdings zwei spätestens 2016 weg (Joel 2016, Tah diesen Sommer), einer wird von anderen Vereinen umworben und der andere ist auch nicht gerade jung. Wenn man den Aufstieg in Angriff nehmen will, braucht man definitiv drei Innenverteidiger. Aber ich schweife zu sehr ab.

Zur Aufstellung:
Da Rensing von Aksoy anscheinend als klare Nummer eins ausgemacht wurde, wird er auch in Leipzig wieder von Anfang an zwischen den Pfosten stehen.
Der zuletzt vor allem offensiv noch stärkere Schauerte ist rechts hinten gesetzt, ebenso wie Schmitz hinten links, dem allerdings der wieder fitte Schmidtgal auf die Pelle rücken könnte.
Im defensiven Mittelfild ist der nach seiner Verletzung formstarke Fink als Ersatzkaptitän vom schwachen Bodzek neben Sergio da Silva Pinto ebenso gesetzt wie Axel Bellinghausen auf links, dem wir dank konsequenten Nachsetzens ein Tor gegen Bochum komplett zu verdanken haben.
Rechts könnte alternativ zum Experiment mit Pohjanpalo auch wieder Halloran auflaufen. Liendl wird wohl unter Aksoy nicht mehr auf den Außen auflaufen, da er vor allem in Heidenheim auf der "Zehn" extrem stark war.
In der Sturmspitze ist Benschop absolut gesetzt.

So sieht's aus:
_________________________Rensing_________________________

Schauerte____________Tah_________Soares____________Schmitz

___________________Pinto_________Fink(C)___________________

Pohjanpalo_______________Liendl________________________Axel

_______________________Benschop___________________________


So, was fehlt jetzt noch? Meine Meinung zum Verein RasenBallsport e.V. sollte aus dem ersten leicht ironischen Abschnitt schon hervorgegangen sein und wird sich mit der Meinung der meisten Forenschreiber des Forums der Fortuna hier decken, aber nochmal:

Natürlich ist Tradition kein Freibrief für den Profifußball und gerade die Misswirtschaft in Duisburg und Essen ist katatrophal gewesen. Doch man sollte bedenken, dass ein Verein wie RB Leipzig gar keine schlechte Wirtschaft betreiben kann. Früher oder später werden die Leipziger, sofern Dietrich M. die Lust am Klub nicht verliert, um die Meisterschaft mitspielen. Das Argument, dass der Standort Leipzig Bundesliga verdient hätte, ist wahr. Allerdings haben Standort wie Wattenscheid, Kiel, Wiesbanden oder Buxtehude Bundesliga genauso verdient.
Ein Klub, der nur dazu gegründet wurde, Werbung für ein Unternehmen zu machen, das sein Geld mittlerweile nicht mehr durch schlecht schmeckende Limo verdient, ist meiner Ansicht nach im deutschen Profifußball Fehl am Platz. Davon wird mich auch keine abbringen können.
Natürlich ist ein Investor legitim, aber dann einen Namen in "RasenBallsport" zu benennen, nur damit man die Initialien "RB" hat. Vor 2009 war RasenBallsport höchstens das, was man gesagt hat, wenn man bei Tabu "Fußball" ohne die Worte "Elfmeter", "Torwart" und "Halbzeit" beschreiben sollte. Heute ist es für viele der Name für den Untergang des Fußballs.
Allerdings geht es gar nicht um die Vergangenheit eines Vereins, sondern um Wettbewerbsverzerrung. Wenn man sieht, dass ein Zweitligist mehr als 20 Millionen Euro für Spieler ausgibt, kann man nur mit dem Kopf schütteln. Es geht nicht um die "Fans" von RasenBallsport oder um Fans (für RB-Verfechter auch gerne "romantische Halbtrottel") von Traditionsvereinen, das ist der Punkt. Es geht darum, dass ein Marketing-Konstrukt den Profifußball instrumentalisiert, um Werbung zu machen.
Diese Instrumentalisierung ist natürlich auch durch Sachen wie "Diese Auswechslung wird Ihnen präsentiert von..." oder "Das Eckenverhältnis präsentiert von..." sichtbar, allerdings nicht vergleichbar mit einem Verein, der eigentlich pure Werbung ist.
Haltet mich für einen Fußballromantiker, aber ich will lieber in der 2. oder 3. Liga gegen Duisburg, Nürnberg, Bielefeld und St. Pauli spielen als gegen Ingolstadt, Leipzig, Wolfsburg und Hoffenheim in der Bundesliga. Aber achja, hab ja vergessen, das RB Leipzig in der Bundesliga ja mehrere Tausend Fans mitbringen wird...

Eins ist sicher: Gewalt darf nie ein Mittel sein! Unter keinen Umständen! Doch statt Proteste mittlerweile allgemein niederzumachen und als potenziell gewalttätig darzustellen, sollte man Fans, die für die Identitäten ihrer Vereine stehen, eher zur Seite stehen als die schlecht zu machen.

Boykott gegen RB bringt vermutlich nicht viel, da dieser Verein nicht auf Einnahmen von Eintrittskarten angewiesen ist, sondern über eine schier unermüdliche Geldquelle verfügt.

Ich werde Montag nach Leipzig fahren. Aber nur aus einem Grund: FÜR Fortuna. Mein Anti-RB Shirt werde ich dabei nicht tragen, da ich erstens ins Stadion will und zweitens was tragen will, was für meinen Verein ist.

In diesem Sinne,

95 Olé
This contribution was last edited by block36 on Mar 12, 2015 at 3:17 PM hours